· 

Zum Welttag der Suizidprävention 10. September: ein Imperativ

Suizid ist keine Krankheit. Dennoch steht er, in aller Regel, im Kontext einer psychischen Erkrankung, psychosozialer Krisen und/oder anderer belastender Lebensumstände. Unbestritten gehört der Suizid zu den gewaltsamen Todesfällen und ist bei uns mehrfach häufiger als tödliche Verkehrs-unfälle. Sie betreffen auch die Hinterbliebenen und

die Helfer. Beim Suizid kommt hinzu, dass den

Verbliebenen oft Vorwürfe gemacht werden, bzw.

diese sich solche machen, die Krise und das Ereignis

nicht vorhergesehen bzw. nicht verhindert zu haben.

 

Von Gabriela Stoppe und Patrick Haemmerle (Ipsilon, Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz)

 

Die Weltgesundheitsorganisation WHO forderte 2014 Suizidprävention als „Imperativ“, weil wirksame Methoden bekannt sind, die Suizidraten senken können. Sie forderte deshalb, dass nationale Strategien entwickelt werden, die die schon vorhandene Evidenz in die Praxis umsetzen. Der Nationale Aktionsplan Suizidprävention der Schweiz kann in diesem Zusammenhang gesehen werden. Wichtige Elemente sind zum einen die Verhinderung des Zugangs zu Tötungsmitteln, z. B. den Schutz vor Stürzen von Brücken oder Gebäuden z.B. durch Netze, oder auch den erschwerten Zugang zu Waffen. Ein zweiter wichtiger Teil betrifft das Gesundheitswesen: so sollten psychische Erkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Eine weitere wesentliche Aufgabe ist auch die Beachtung der öffentlichen Debatte, besonders in unserer Zeit der digitalen Medien. Inzwischen wird nicht nur der Werthereffekt (d.h. eine Art Ansteckung), sondern auch ein Papagenoeffekt (durch Bericht über gute Krisenbewältigung) diskutiert. Berichterstattung über Suizide an sich ist also nicht schlecht, ja sogar notwendig, es geht vielmehr darum, wie diese gemacht wird. Tatsächlich ist das Wissen über Suizid und Suizidprävention in der Bevölkerung immer noch gering. Eine wesentliche Rolle spielen dabei weiterhin die von der WHO so genannten „Mythen“. Diese halten sich in der Bevölkerung hartnäckig und sollten deshalb dringlichst angegangen werden. So gibt es z. B. die Vorstellung, dass Menschen, die über Suizid sprechen, dies nicht ernst meinen; auch besteht die Meinung, dass ein Suizid sowieso nicht vorhersehbar ist, also auch nicht verhindert werden kann; ein weiterer Mythos ist, dass jemand, der sich töten wolle, dies irgendwann auch tue; der vielleicht fatalste Irrtum ist wohl der, dass es als Ermutigung zum Suizid verstanden werden könnte, wenn man über Suizid spricht - das Gegenteil ist richtig!

 

Seit dem Jahr 2000 nahmen in der Schweiz wie in Europa insgesamt die Suizidraten – vor allem bei den Männern – deutlich ab. Dass wir uns damit jedoch nicht in Sicherheit wiegen dürfen, zeigt die Geschichte und die neusten Daten der USA: im Zeitraum von 1999 – 2016 stiegen die Suizidraten dort signifikant an, dabei zeigten 25 US-Staaten einen Anstieg um mehr als 30%. Von mehr als der Hälfte der Suizidenten konnte man nicht in Erfahrung bringen ob sie eine psychische Erkrankung hatten oder nicht. Es bleibt also viel zu tun!

 

Das Forum Suizidprävention findet dieses Jahr am 22. Oktober 2018 im Gottlieb Duttweiler-Institut in Rüschlikon statt (www.ipsilon.ch).

 

Der Verein Suizidprävention im Kanton Freiburg organisiert auch dieses Jahr zum Welttag der Suizidprävention am 10. September eine Tagung, dieses Jahr exklusiv auf Französisch (www.fr-preventionsuicide.ch/de/home.html).

 

Hier finden Sie weitere Informationen zum Tag der Suizidprävention.

 

Hier geht's zum Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz.