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20 Jahre Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS

Übergewicht und Adipositas (krankhafte Fettsucht) galten lange nicht als eigentliche Krankheiten. Von der WHO als «Pandemie des 21. Jahrhunderts» eingestuft, haben sie im öffentlichen Gesundheits-Bewusstsein keinen leichten Stand. Und doch sind sie eine der Hauptursachen für NCD-Erkrankungen.

 

Von Heinrich von Grünigen, Dr. med. h.c., Präsident des Stiftungsrates SAPS

 

 

Am 8. Dezember 1997 wurde die SAPS formell als «gemeinnützige Stiftung im Sinne von Art. 80 ff. ZGB» eingetragen. In den nunmehr 20 Jahren ihres Bestehens durfte sie eine oft turbulente Berg- und Talfahrt durch das Schweizer Gesundheitswesen unternehmen. Sie befand sich quasi in permanentem Kampf-Modus: entweder für die Interessen der Betroffenen, oder ums eigene Überleben. Denn das Fundraising für eine «junge» Patientenorganisation im Dienste einer Krankheit, die von zahlreichen Vorurteilen umstellt ist, erwies sich als äusserst dornenvoll.

 

Manche der ursprünglichen Pläne waren leider nicht realisierbar. Allen voran die erste grosse Utopie der Schaffung eines «Nationalen Adipositas-Instituts», populär formuliert: «Nottwil für die Dicken». Es scheiterte schlicht an der Finanzierung. Heute bestehen in der ganzen Schweiz zahlreiche Adipositas-Kompetenzzentren, die mit der SAPS vernetzt sind und in denen die PatientInnen eine kompetente Betreuung erfahren. Die anfänglich umstrittenen chirurgischen Eingriffe sind inzwischen mit über 5'000 Operationen jährlich zum medizinischen Alltag geworden.

 

Zig-Tausende von Hilfesuchenden wurden an unserer «Helpline» (044 251 54 13) beraten, unsere Website www.saps.ch wird täglich über tausendmal besucht, die SAPS hat sich trotz bescheidenster Mittel im Kreis der Gesundheitsligen etabliert, es gibt rund zwanzig Selbsthilfegruppen und unsere Dienstleistungen sind zunehmend gefragt.

 

Im Rahmen der Umsetzung der NCD-Strategie hat das BAG der SAPS einen Projektauftrag erteilt, mit dem Ziel, die heutigen Angebote zur niederschwelligen Beratung und Aufklärung der Betroffenen noch zu optimieren und besser zu kommunizieren. Dabei wird es auch darum gehen, die Vernetzung mit den entsprechenden Fachorganisationen weiter voranzutreiben. Ein Problem bleibt allerdings auch nach 20 Jahren ungelöst: in den Köpfen weiter Teile der Bevölkerung – und auch bei Politikern - hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass übergewichtige Menschen an ihrem Zustand «selber schuld» seien und diesen mit etwas mehr Disziplin problemlos verbessern könnten. Ein fataler Irrtum, der unser Gesundheitssystem teuer zu stehen kommt. Wir bleiben dran.